Fingergelenkarthrose
Gelenksverschleiß wird im Allgemeinen als Arthrose bezeichnet. Er kann an allen Gelenken des Körpers vorkommen. Arthrose tritt meistens bei älteren Menschen auf. Es handelt sich in diesen Fällen den natürlichen Verschleiß der Gelenke. Aber auch nach Unfällen mit Gelenksverletzungen kann es zu Arthrose kommen. An den Fingern sind hauptsächlich die Mittelgelenke und Endgelenke betroffen.
Die Mittelgelenks-Arthrose ist nach dem französischen Pathologen Charles Bouchard, der diese Arthroseform 1887 als Erster beschrieben hat, Bouchard-Arthrose genannt.
Die Endgelenks-Arthrose wird nach dem praktischen Arzt William Heberden aus London (1710-1801) benannt, der diese beschrieben hat.
An den Grundgelenken der Finger gibt es äußerst selten frühzeitigen Gelenks-verschleiß. Arthrosen kommen hier in der Regel nach Unfällen vor. Die Finger-grundgelenke sind eher bei Rheuma betroffen.
Symptome der Fingergelenksarthrosen
Hauptsymptom sind die Ruhe- und Bewegungsschmerzen sowie eine Schwellungsneigung. Die betroffenen Gelenke können deformiert werden. Als Folge der Arthrose können sich so genannte Mukoidzysten (Schleimzysten) bilden, dabei handelt es sich um Ganglien, die als Folge der Arthrose entstehen. Die Schmerzen nehmen mit zunehmendem Verschleiß zu, so dass schließlich eine Behandlung notwendig ist. Eine Ruhigstellung ist auf Dauer nicht Erfolg versprechend.
Diagnostik bei Fingergelenksarthrose
Der klinische Befund ist in der Regel typisch. Es kann zu einer deutlichen Deformierung und Achsabweichung der Fingergelenke kommen. Zusätzlich entstehen Knochen-Vorsprünge, die die Finger zusätzlich deformieren. Wie bei allen Arthrosen sollte eine konventionelle Röntgenuntersuchung erfolgen. Weitere Untersuchungen sind in der Regel nicht notwendig.
Abgrenzen muss man die Arthrose von anderen Gelenkerkrankungen wie rheumatischen Erkrankung, Gicht, eitrige Infektionen oder Verletzungen der Gelenkweichteile und allgemeinen Erkrankungen wie Infektionen mit Borrellien, Yersinien oder Tuberkulosebakterien. In seltenen Fällen kann es sich bei der Deformierung auch um einen Tumor der Knochen handeln.
Konservative Behandlung bei Fingergelenksarthrosen
Die konservative Behandlung hat das Ziel, die Gelenke möglichst lange Bewegungsschmerz anzuhalten und dies kann durch Entlastung mit gleichzeitigen Bewegungsübungen erreicht werden. Zusätzlich können Medikamente (nichtsteroidale Antiphlogistika) zur Unterstützung gegeben werden. Eine weitere Möglichkeit ist die sog. Radiosynoviorthese, bei der Radionuklide in das Gelenk gespritzt werden, um die Entzündungsvorgänge der Gelenksinnenhaut bei Arthrose zu behandeln.
Operative Behandlung der Fingergelenksarthrosen
Prinzipiell gibt es bei der operativen Versorgung 2 Möglichkeiten, die Versteifung des betroffenen Gelenkes in günstiger Stellung oder die Versorgung mittels einer Prothese (Grundgelenk). Generell sind die Versteifungsoperationen relativ komplikationsarme Eingriffe, die frühzeitig ein stabiles Ergebnis gewährleisten. Menschen die auf den Erhalt der Beweglichkeit der Fingergelenke angewiesen sind und eine intensive Nachbehandlung in Kauf nehmen sind für die Prothesenversorgung besser geeignet.
Versteifung bei Fingergelenksarthrosen
Bei der Versteifung des Gelenkes werden die zerstörten Gelenkflächen entfernt und die benachbarten Knochen durch Draht, Platte oder eine Schraube in funktionell guter Stellung fixiert. Eine funktionell günstige Stellung ist bei den Endgelenken in etwa 10° Beugung und an den Mittelgelenken etwa stärkere Beugung die von Zeigefinger und Kleinfinger von etwa 20° auf 40° zunimmt.
Ich selbst führe die Osteosynthese am Endgelenk in der Regel durch eine Drahtnaht und einen axial eingebrachten Kirschner-Draht durch. Die intraossäre Drahtnaht ist in der Regel nicht störend und kann belassen werden. Der Kirschner-Draht wird nach etwa 6-8 Wochen, sobald der Knochen durchbaut ist, entfernt. An den Mittelgelenken führe ich in der Regel eine sog. Zuggurtung mittels Draht und Kirschner-Drähten durch. Diese kann prinzipiell belassen werden, sofern sie nicht stört.
Anästhesie bei Fingergelenksarthrosen
Die Versteifung des Endgelenkes kann sehr gut in örtlicher Betäubung (Leitungsanästhesie am Finger) durchgeführt werden. Die Versteifung des Mittelgelenkes erfolgt besser entweder in einer Betäubung des Armes (Plexusanästhesie) oder einer Vollnarkose. Prinzipiell können beide Eingriffe gut ambulant durchgeführt werden. Bei fehlender häuslicher Versorgung oder schweren Vorerkrankungen ist auch eine stationäre Behandlung möglich.
Nachbehandlung nach Fingergelenksversteifung
Je nachdem, wie sicher die knöcherne Fixierung ist, muss der Finger noch etwa 6-8 Wochen ruhig gestellt werden, bis der Knochen verheilt ist. Gelegentlich muss eine Metallentfernung oder Teilmetallentfernung durchgeführt werden. Nach knöcherner Durchbauung ist der Finger schmerzfrei und stabil wieder einsetzbar.
Endoprothesen bei Fingergelenksarthrose
Die Versorgung mittels einer Prothese (Grundgelenk) ist nur am Grundgelenken Mittelgelenken möglich. Voraussetzung für diese Behandlung ist, dass die Gelenkführung durch die Bandverbindungen stabil ist. Bei der Operation werden die abgenutzten Gelenkflächen entfernt und eine Kunststoff- oder Keramikprothese ersetzt. Nach der Operation ist eine intensive Behandlung durch Physiotherapie und eventuell auch mittels Schienenbehandlung erforderlich. Nach und nach wird die Beweglichkeit des Gelenkes wieder freigegeben. Die Nachbehandlung dauert etwa 6-8 Wochen. In der Regel wird keine völlig freie Beweglichkeit wie bei einem gesunden Gelenke erreicht. Eine generelle Empfehlung kann für diese Methode noch nicht ausgesprochen werden. An den Endgelenken ist kein Gelenkersatz möglich.
Risiken und Komplikationen bei der Operation der Fingergelenksarthrosen
Es bestehen die üblichen Operationsrisiken wie Infektion, und Heilungsstörung und Nachblutung. Es kann auch zu überschießender Narbenbildung kommen und zu Bewegungseinschränkungen der Nachbargelenke durch Sehnenverwachsungen. Bei der Versteifungsoperation kann es zu einer verzögerten Knochenheilung kommen, so dass eventuelle Korrektureingriffe notwendig sind.
Auch bei der Prothesenversorgung kann es zu bleibendem Bewegungseinschränkungen kommen. Eine vollständige Wiederherstellung ist in der Regel nicht möglich. Es kann auch beim Bewegen zu Geräuschen durch Reibung der Prothesen kommen. Im weiteren Verlauf können die Prothesen lockern, was bei Beschwerden eine erneute Operation erforderlich machen würde.