Kahnbeinpseudarthrose
Wenn es bei einer Kahnbeinfraktur nicht zu einem knöchernen Durchbau kommt, entsteht eine so genannte Falschgelenkbildung (Pseudarthrose). Statt Knochen findet sich in diesen Fällen zwischen den Bruchstücken narbiges Bindegewebe. Dadurch entsteht ein instabiler Zustand, die zu Verkantung von Gelenksflächen mit nachfolgender Zerstörung des Knorpels (Arthrose) führt. Am Ende steht ein Zusammenbruch der Handwurzel (SNAC-Wrist = Scaphoid-Nonunion-Advanced-Collapse). Um solche Spätschäden zu vermeiden, sollte jede Pseudoarthrosenbildung am Kahnbein operativ versorgt werden.
Symptome der Kahnbeinpseudarthrose
Die Patientin haben meistens Schmerzen der Speichenseite des Handgelenkes. Bei Fortschreiten der Erkrankung können Bewegungseinschränkungen und Kraftminderung dazu treten. Gelegentlich finden sich auch sehr wenig Beschwerden.
Diagnostik bei Kahnbeinpseudarthrose
Zunächst werden zur Diagnostik Standard Röntgenaufnahmen mit zusätzlichen Spezialaufnahmen des Kahnbeins (Kahnbein-Serie) durchgeführt. In der Regel wird zur genaueren Beurteilung und Operationsplanung eine Computertomographie in der Längsachse des Kahnbeines in Dünnschichttechnik erforderlich. Falls man den Verdacht hat, dass eines oder mehrere Bruchstücke schlecht durchblutet sind, kann zusätzlich eine Kernspintomographie (MRT) mit Kontrastmittel durchgeführt wird.
Operative Behandlung der Kahnbeinpseudarthrose
Aufgrund der möglichen Folgeschäden sollte jede Kahnbein Pseudarthrose auch bei geringen Beschwerden operativ stabilisiert werden. Es wird bei der Operation das narbige Bindegewebe zwischen den Bruchstücken entfernt und dieser Knochendefekt durch einen Knochenblock zum Beispiel aus der Beckenschaufel aufgefüllt.
In der ursprünglichen Technik nach Matti Russe erfolgte keine weitere Stabilisierung, sondern nur eine Gipsruhigstellung für etwa 12-16 Wochen, wobei die Hälfte der Zeit im Oberarmgips erforderlich war.
Eine wesentliche Verbesserung der Ausheilungsrate und der Folgeschäden ergab sich durch eine zusätzliche Stabilisierung durch die kanülierte HBS-Schraube. Diese Technik wird nach Fernandez-Fisk benannt.
Sollte durch diese Maßnahmen keine Ausheilung zu erreichen sein, sind als sog. Rettungsoperationen entweder eine mediokarpale Teilarthrodese (Entfernung des Kahnbeines und Stabilisierung der Handwurzel durch Teilversteifung zwischen Kopfbein und Mondbein) oder eine Handgelenkversteifung angezeigt.
Bei fehlender Durchblutung der Kahnbeinbruchstücke kann auch ein Blutgefäß gestielter Knochenblock in mikrochirurgischer Technik zum Beispiel von der Speiche implantiert werden.
Operative Versorgung durch Knochenblockinterpostion
Über einen Hautschnitt an der Beugeseite des Kahnbeines wird die Pseudarthrose dargestellt. Als nächster Schritt erfolgen die Entfernung des narbigen Bindegewebes und ein Anfrischen der Knochenenden. Ein ausreichend großes Knochentransplantat wird von der Beckenschaufel entnommen und in den Defekt eingebracht. Die Stabilisierung erfolgt jetzt durch eine kanülierte HBS-Schraube.
Durch diese operative Stabilisierung kann eine wesentliche Verkürzung der Ruhigstellungszeit erfolgen. Es ist in der Regel nur eine Gipsruhigstellung bis sechs Wochen notwendig.
Pseudarthrosen im Bereich des körpernahen Poles werden durch einen operativen Zugang an der Streckseite des Handgelenkes in ähnlicher Weise versorgt.
Nachbehandlung und Prognose der Kahnbeinpseudarthose
Es erfolgt eine Ruhigstellung im Unterarm-Faustgipsverband für sechs Wochen. Die weitere Ruhigstellung hängt vom Heilverlauf ab. Zeigt sich eine knöcherne Heilung, wird mit Physiotherapie für das Handgelenk begonnen, ansonsten die Ruhigstellung um weitere 2-4 Wochen verlängert. In der Regel findet sich nach 6-12 Wochen eine knöcherne Durchbauung im Röntgenbild. Ein sicherer Nachweis der knöchernen Durchbauung kann durch eine Computertomographie erfolgen. Durch die Schraubenfixierung konnte die Ausheilungsrate deutlich gebessert werden. Bei fehlender Ausheilung kommen eine Teilversteifung der Handwurzel oder eine Versteifung des Handgelenks infrage.
Anästhesie bei Kahnbeinpseudarthrose
Da auch eine Knochenentnahme am Beckenkamm notwendig ist, kommt nur eine Vollnarkose infrage. Der Eingriff wird aufgrund des Umfanges in der Regel unter stationären Bedingungen durchgeführt.
Risiken bei Operation der Kahnbeinpseudarthrose
Neben den üblichen Operationsrisiken wie Infektion, Blutung, Wundheilungs-störung, besteht das Risiko von Nervenverletzungen, Fehllage der Schraube oder sekundäre Dislokation. Eine verzögerte oder ausbleibende Knochenheilung ist möglich. Dann sind Folgeeingriffe notwendig. Auch am Beckenkamm gibt ers die üblichen Kompliaktionsmöglichkeiten. Wie bei allen Eingriffen an den Extremitäten besteht das geringe Risiko eines komplexen regionalen Schmerzsyndromes (CRPS).